Freitag, 16. Dezember 2005

Von Adelaide nach Townsville - das Outback

Adelaide ist eine gemuetliche Stadt mit vielen alten Gebaeuden und Gruenanlagen. Adelaide steht zwar im Schatten von Sydney und Melbourne, hat auch alles zu bieten. Sie ist umgeben von Strand und Meer (in Glenelg tanzt der Baer, Volleyballtunier und "Baywatch"-Wettkaempfe unter Kids und Jugendlichen; wer hier aufwaechst, verbringt seine Freizeit im lifeguard-club) sowie den Adelaide Hills mit etlichen Nationalparks, in denen Koalabaeren und Kaengurus auf uns warten. In den Adelaide Hills bekommt Acut neue Bremsfluessigkeit und ein neues Licht, dazu benoetigt es zwei Werkstaetten.
55km nordoestlich von Adelaide lassen wir uns nicht eine Weinprobe im Barossa Valley, dem bekanntesten Gebiet fuer Weinanbau in Australien, entgehen. Die Gegend ist idyllisch, huegelig, gruen und voller Weinreben. Ausgangsort fuer unsere Weinprobe ist die kleine Stadt Tanunda. Zu Fuss klappern wir verschiedene Winzer ab. Ueberall probieren wir fast das komplette Weinangebot und geben uns als Weinkenner aus. Zu jedem Wein machen wir uns Notizen. Fuer die Mengen Wein, die wir anhand unserer Bemerkungen spaeter kaufen wollen - das sagen wir zumindest den Winzern -, brauchen wir Acut. Apropos Acut, der macht uns gerade Sorgen. Ihn muessen wir in die Werkstatt bringen. Diagnose: das linke Radlager plus -fassung sind kaputt. Acut ist erst am Nachmittag wieder heil, da die Ersatzteile aus der ca.30km benachbarten Stadt Gawler besorgt werden mussten.
Voller Elan starten wir ueber die Landstrasse und das Clare Valley, vorbei an Getreidefeldern, Weinreben und dem Mount Remarkable National Park nach Quorn durch. Dort wird uns abgeraten mit Acut ueber den Flinders Range National Park via 460km Schotterpiste zurueck auf den Stuart Highway Richtung Coober Pedy zu fahren. Vielleicht auch besser so, ich will naemlich nicht im verlassenen Outback eine Autopanne ohne meine Mechaniker dabei zu haben, erleben. Und leider findet sich in Quorn so schnell kein ansehnlicher Mechaniker! Somit duesen wir ueber befestigte Strassen in Richtung Outback. Wir kommen leider nicht weit, Acut's Amaturenbrett faengt ploetzlich an Disco zu spielen. In Port Augusta fahren wir gleich eine Werkstatt an. Es wird festgestellt, dass die Lichtmaschine kaputt ist. Was in einem Auto so alles drin steckt!!! Fallen noch weitere Reperaturen an, kenne ich mich bei Autos perfekt (etwas uebertrieben, zumindest weiss ich dann, was alles kaputt gehen kann) aus und bin in der Lage einen Autowerkstattfuehrer mit Preisliste ueber einzelne Ersatzteile fuer Australien in Englisch zu schreiben. Zudem ueberlege ich mir bereits, ob es nicht sinnvoll ist, eine KFZ-Ausbildung anzufangen!!!
Nach dieser und hoffentlich letzten Reparatur starten wir ins Outback. Die Fahrt empfinden wir gar nicht so langweilig und eintoenig, wie wir es uns ausgemalt haben. Die Landschaft veraendert sich nach Kilometern minimal und es ist ueberraschenderweise relativ viel gruen neben viel rotem Sand. Besonders beeindruckend die ueberdimensional riesigen und weissen Salzseen. Die Tierwelt, v.a. die lebende, heitert unsere Fahrt auf. Jipi, wir bekommen unsere ersten Emus zu Gesicht. Wenn wir nicht beschaeftigt sind, die toten Kaengurus und Echsen am Strassenrand zu zaehlen und lebenden auszuweichen (gelingt meistens, da Gegenverkehr recht rar), liefern wir uns einen Wettkampf, wer als Beifahrer am meisten Tiere entdeckt. Irgendwie muss man sich die Zeit vertreiben und die endlos langen Strassen sind schon ermuedend, v.a. bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 110km/h und den Distanzen zu der naechsten eingezeichneten Stadt auf der Landkarte. Wie sich dann immer herausstellt, eine Ansammlung von wenigen Haeusern, die 30 Einwohner, 2.000.000 Fliegen und 22.000 Schafe zaehlt. Den Staedten im Outback kann ich nichts schoenes abgewinnen und stelle mir immer nur die Frage, wie man nur in so ein Nest ziehen kann. Die Opalstadt Coober Pedy, mitten im Nichts, besteht ausschliesslich aus Opalverkaufslaeden umgeben von Opalminen. Ausser Sand und Hitze und eckligen Spinnen gibt es nicht viel. 'Noodeln' (nach Opalsteinen suchen) ist eine nette Beschaeftigung fuer Touristen. Allerdings sind die Steine zuvor bestimmt schon sortiert worden, so dass wir nichts besonders finden koennen. Nicht weiter schlimm, Opale koennen mich nicht unbedingt begeistern, wirken teils kitschig und unecht.
Die kommenden ca.800km zum Ayers Rock verlaufen unspektakulaer. Der trapezfoermige Mt Conner bringt nach langem die erste Abwechslung. Am Sonnenuntergangs- bzw. aufgangsaussichtspunktes des Ayers Rocks fuellt sich der Parkplatz mit ueberwiegend deutschsprachigen Touristen. Das Farbenspektakel des roten Steines ist super schoen. Dass dieser gewaltige rote Stein mitten in der Praerie aus dem Erdboden herausragt ist ein Wunder. Er wirkt auf der einen Seite maechtig und erhaben und auf der anderen Seite weich und samtig. Wegen der extremen Hitze (ca.45Grad im Schatten) ist nur der Spaziergang um den Felsen moeglich. 'Climbing on the rock' ist verboten. Somit brauchen wir keine Entscheidung faellen und kommen nicht in Gewissenskonflikte, ob wir auf die Spitze klettern oder den Wunsch der Aborigines nachkommen, ihre heilige Staette nicht zu besteigen. Neben dem Ayers Rock sind die ca. 60km entfernten Olgas sehr sehenswert. Diese beiden Erhebungen sind unter dem Erdboden miteinander verbunden, Wahnsinn oder?
Wir verlassen den Nationalpark, um in Curtin Springs kostenlos, dafuer mit viel Ungeziefer (Gottesanbeterin, Faltern, Ameisen, Heuschrecken) in den Sanitaeranlagen, zu campen, was allerdings auch einige Ueberwindung kostet. Hier stossen wir auf das Allgauer Servicteam Jochen und Thomas. Die beiden sind mit einem 4-wheel drive Jeep fuer 6 Monate in Australien unterwegs und haben bereits tausend Kilometer auf Schotterpisten durch das Outback hinter sich. Auf ihr Angebot, zusammen zum Kings Canyon und ueber Schotterpiste zurueck auf den Stuart Highway zu fahren, nehmen wir natuerlich ohne weiter nachzudenken an. Mit diesem Spitzenteam im Nacken kann uns auf der Schotterpiste nichts passieren!
Bei 38Grad im Schatten und wie immer um die Mittagszeit, starten wir unsere Wanderung um den Kings Canyon. Wir sind alle vom Kings Canyon (Steilhaengen, Klippen und Verformungen des roten Gesteins) und dem 'Garden Eden' (eine Oase mitten im Canyon) begeistert! Unser Wandertempo wird durch die beiden Allgaeuer verschaerft. Das schoene dabei ist, dass Markus im Beisein von anderen nicht meckert und gut mitlaeuft. Bei 44Grad im Schatten und erschoepft von der Hitze, erreichen wir nach knappen 3 Stunden unsere Ausgangsposition. Auf dem Campingplatz relaxen wir im Pool soweit es geht. Denn die Allgaeuer koennen einen mit ihrer Spinnensuche im Wasser sehr nervoes machen - dazu muss man wissen, dass die meisten Menschen von giftigen Spinnen im Wasser (und dazu noch im eigenen Pool) gestochen werden!
Schotterpiste ist am folgenden Tag angesagt. Nach einer sehr kurzen Distanz stellen wir fest, dass der holprige Weg nichts fuer 'Acut' ist. Alles im und am 'Acut' scheppert und droht auseinander zu fallen. Ausserdem beaengstigt mich Markus Fahrweise! Markus schwimmt mit 'Acut' ueber die Piste und ich sehe mich im Abgrund. Aus Maennerseite wird dies ganz anders interpretiert: "Ich hab alles im Griff!" Trotzdem kehren wir um und nehmen die geteerte Strasse - wie langweilig! Am Stuart Highway trennen sich leider unsere Wege, wir muessen Richtung Norden.
Alice Springs, umgeben von den Mc Donells, und als groesste Stadt mitten im Kontinent, wirkt ruhig auf uns und hat alles zu bieten was das Herz begehrt. Ausser einer Wanderung mit Kaengurus an der Telegrafenstation, erkunden wir die Umgebung von Alice Springs nicht weiter.
Seit wir im Outback unterwegs sind, treffen wir vermehrt auf Aborigines. Viele Aborigines, wie wir bereits in Coober Pedy festgestellt haben, haengen auf den Strassen und Parks herum und sind des oefteren alkoholisiert anzutreffen. Sie sehen sehr verwahrlost aus und haben einen grimmigen und duesteren Gesichtsausdruck. Blickkontakte und Hoeflichkeiten werden mit uns nicht ausgetauscht, es wird eher weg geschaut, wie wenn wir nicht gesehen werden. Die Aborigines sind uns nicht geheuer! Wir koennen sie nicht einschaetzen. Wir fragen uns nur, was sie den ganzen Tag machen und woher sie das Geld haben, um sich Lebensmittel etc. zu kaufen. An allen moeglichen Arbeitsplaetzen sehen wir ausschliesslich Weisse. Wenige Aborigines versuchen ihre Zeichnungen an der Strasse zu verkaufen und der Rest???
Auf unserer naechsten Etappe werden wir gezwungen in Tennant Creek Halt zu machen - laut gutem Ratschlag des allgaeuer Servicteams sollen wir so schnell wie moeglich Tennant Creek hinter uns lassen und dort nur zum Tanken einen Halt machen, weil dort Gefahr (Diebstahl) lauert. Ab den Devil Marbels, einer Anhaeufung von riesigen Steinen in den unterschiedlichsten Rundungen und nach Kilometer langer Fahrt ein Highlight, macht 'Acut' Probleme. Im Takt scheppert es unangenehm laut - unser Serviceteam wusste, wann es Zeit ist, zu gehen! Die ca. 90km nach Tennent Creek schaffen wir noch. Tennent Creek besteht eigentlich nur aus der langgezogenen Hauptstrasse und wenigen Nebenstrassen. Security- und Polizeiautos fahren staendig Patroullie. Auf der Strasse lungern Aborigines herum. Ansonsten ist sie wie 'tot'. Uns ist die Stadt nicht geheuer! Wir uebernachten auf dem Campingplatz und treffen dort alle Sicherheitsvorkehrungen! Morgens suchen wir eine Autowerkstatt auf. Die 1. Werkstatt (Toyota) weist uns ab, ihr naechster freier Termin ist erst kommende Woche. Wohlgemerkt, wir befinden uns gerade am Anfang der Woche! Juhu, die 2. Werkstatt, Wyatt Mechanics, will 'Acut' in 2 Stunden inspizieren. Das Ergebnis bzw. die Dauer der Reperatur macht uns sprachlos. Das Differential (das Zentrum) ist kaputt. Das Ersatzteil muss von Adelaide oder Cairns, beide Staedte ueber 2000km entfernt (stellt euch ca. die Entfernung Muenchen - Madrid vor, ich kann auch falsch liegen), hierher transportiert werden. Wenn wir Glueck haben, kann Acut noch am Freitag repariert werden, ansonsten erst Anfang der naechsten Woche. Mit Alice Springs wird aufgrund schlechter Erfahrungen nicht mehr verhandelt. Tolle Aussichten, unsere Stimmung am Boden, es ist zum Heulen. Wir denken sogar daran 'Acut' zu verkaufen, der Geldverlust waere allerdings zu hoch! Eine Woche in dieser Stadt wuerde einen Weltuntergang bedeuten!!!! Was soll man da tun??? Eine so haessliche und trostlose Siedlung gibt es nirgends auf der Welt. Zumindest faellt mir nichts Vergleichbares ein! Auf eigene Faust versuchen wir schneller an ein "dif-center" zu gelangen. Gleich beim ersten Anlauf sind wir erfolgreich. Bei der Toyota-Werstatt, die uns morgens abgewiesen hat, kuemmert sich ein KFZ-Mechaniker ruehrend um uns. Zufaellig steht ein altes Toyota-Tarago Wrack im Outback, ca. 1 Stunde von Tennent Creek entfernt, mit einem funktionierenden "dif-center". Wir atmen auf und sind uebergluecklich. Der Mechaniker von Wyatt schleppt das Toyota Wrack im Outback ab und repariert noch am selben Tag 'Acut'. Seine Frau meinte, wir haben gerade einen Sechser im Lotto gehabt. Glueck im Unglueck! In einem Gespraech mit dem Wyatt-Ehepaar erfahren wir einige Gruende, warum die Australier auf die Aborigines nicht gut zu sprechen sind, sie teilweise sogar hassen. Der Staat zahlt den Aborigines woechentlich eine angenehme Geldsumme zum ueberleben und stellt ihnen Wohnungen zur Verfuegung, die verwahrlost werden. "Aborigines saufen nur, poebeln die Leute an und stinken". Wir denken, dass die Regierung einen grossen Fehler begeht und begangen hat, indem sie die Aborigines nicht wirklich integrieren. Z.B. sieht man nur weisse an Arbeitsplaetzen (werden Aborigines ueberhaupt Arbeitsplaetze angeboten?) oder Aborigineskinder gehen nicht zur Schule. Das sind nur Spekulationen, dafuer wissen wir viel zu wenig ueber Australien und die Aborigines.
Auf unserer weiteren Fahrt durchs Outback kommen wir an Termitenhuegeln in den unterschiedlichsten Dimensionen vorbei. Warum einige Huegel schmal in die Hoehe gebaut wurden, ist fuer uns nicht besonders klug (Windstoesse?)! Die Landschaft ist jedenfalls voll von ihnen. Wir trauen uns nicht unsere Fuesse dorthin zu bewegen, denn es koennte ja sein, dass wir von Killerameisen ueberfallen werden! Haben wir zuviel Horrorfilme geschaut oder drehen die Phantasien mit uns durch?
Auffallend auf den Weg nach Townsville sind die immer kuerzeren Distanzen zwischen den einzelnen Staedten, von denen keine ausser Charters Towers (ehemalige Goldgraeberstadt, tolle alte Gebaeude) wegen seiner Schoenheit erwaehnenswert ist (Anm.: Markus findet Richmond sehr schoen - wahrscheinlich wegen dem schoenen Wasserspielplatz).


Adelaide

Beach Volleyball Glenelg

Elke bei der Weinprobe

Barossa Valley

Sunset Quorn

Outback (Beweis)

Salzsee

Emus

Coober Pedy

suess?!?

Uluru

Olgas

Sunset Free Camping

kitschig, aber echt!

Elke und Serviceteam

Markus am Abgrund! (Kings Canyon)

Devil Marbles

Markus in seinem Element (Wasser oder spielen?)

Charters Towers

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